Der Park

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Mitten in Blackville, zwischen all den Hochhäusern, befindet sich ein riesiger Park.
Er ist voller Bäume und viele Wege führen verschlängelt hindurch - das Paradis für Naturfreunde. Besonders in den Jahreszeiten und Frühling ist er schön anzusehen, da dann die ganzen Blumen blühen und ein Mix aus Grün, Rot, Blau, Orange, Gelb und vielen anderen Farben entsteht.
Hier und da findet man Parkbänke an den Wegen, aber auch ein See ziert sich in der Mitte des Parks, wo man an wärmeren Tagen auch Vögeln beobachten kann.

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Jesco Valensa

Mit den Kopfhörern in den Ohren und dem stätigen Beats von Kytes , joggte der junge Mann durch die Parkanlage.
Er hatte die Nacht durchgemacht, nur um dieses Bild fertig zu bekommen – wie schrecklich es war, so unter Zeitdruck zu arbeiten. Noch immer hörte er die nervige Stimme des Mannes, der sich beschwerte, dass die Farben angeblich nicht zu einander passten. Obwohl es ihm Jesco mehrfach erklärte, so wollte er nicht glauben, dass man so was erst sieht, wenn das Bild fertig war.
Im Endeffekt kaufte er das Bild doch – die Farben gefielen ihm plötzlich.
Innerlich seufzend drehte er die Musik etwas lauter und joggte etwas schneller durch die Bäumen hindurch. Jetzt konnte er nur hoffen, dass der nächste Kunde nicht so eine penetrante Nervensäge war.

Allmählich merkte der Braunhaarige, wie sich sein Geist entspannte und endlich konnte er die Umgebung auf sich wirken lassen. Er liebte diesen Park, besonders wenn das Blätterdach so dicht war wie jetzt und das Sonnenlicht vereinzelt durchschien. Solche Bilder konnte dann doch nur die Natur malen.
Etwas abwesender und zufriedener joggte er seine übliche Strecke weiter.

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Paloma García Àlvarez

Tief in Gedanken versunken hatte Paloma den Weg zum Park eingeschlagen, ursprünglich in der Absicht, eine kurze Pause vom Lernen zu machen. Doch so leicht ließ sich ihr Kopf nicht abschalten, immer wieder musste sie an die letzte Vorlesung denken, die die Geschichte des Strafrechts behandelt hatte.
"Maßgeblich beteiligt an der Entwicklung eines einheitlichen Strafrechts waren 'Constitutio Criminalis Bambergensis, CCB, und Constitutio Criminalis Carolina, CCC. Das Ziel war..." Palomas Gedanken stockten. Was war das Ziel dieser Gesetzeswerke gewesen? Sie wusste es! Sie musste es wissen! Sie biss sich auf die Lippen und versuchte krampfhaft, sich daran zu erinnern. Es hatte natürlich etwas damit zu tun, Einheit zu schaffen, aber da war noch etwas gewesen...
Sie war so beschäftigt mit ihren Gedanken, dass sie nicht darauf achtete, wohin sie ging, doch da sie fast täglich durch den Park kam, kannte sie ihn in und auswendig und hätte die Wege auch im Schlaf gehen können. Heute war sowieso nicht so viel los, was wohl daran lag, dass es noch Vormittag war und die meisten Menschen um diese Zeit arbeiten mussten. Sie hatte ihre Vorlesung zum Glück schon um acht Uhr gehabt und wollte sich nun nur ein wenig die Beine vertreten, bevor sie nach Hause ging und den Stoff der Vorlesung noch einmal durchging.
"Einheitliche verbindliche Vorschriften für das Strafrecht und..." Verflucht, der zweite Punkt wollte ihr tatsächlich nicht einfallen. Wie konnte man das nach so kurzer Zeit nur vergessen?! Verärgerung machte sie in ihr breit. Es würde ihr schon noch einfallen!

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Jesco Valensa

So langsam fühlte er sich beruhigt, die Musik wirkte auf ihn ein und auch die wunderschöne Umgebung taten das Übrige.
Aber umso mehr er die Musik auf sich wirken ließ, desto weniger schaffte er es, auf seine Umgebung zu achten. Die Bäume und die wenigen Menschen verschwammen vor seinen Augen und ein Gefühl der Freiheit breitete sich in ihm aus. Wie er es liebte, wenn der Beat und seine Bewegungen eine Einheit bildeten und wenn seine Gedanken frei flossen. Die ein oder andere neue Idee schlichen sich dabei in seinen Kopf und er sah das Bild schon vor sich.
Nun, da er sich geistig mit seiner Kunst beschäftigte, so war die Realität in den Hintergrund gerückt und der Weg, das Laufen, seine gesamte Umwelt, war einfach nicht mehr da.
Ich muss schnell wieder zurück, sonst vergesse ich im Endeffekt alles., murmelte er im Stillen, wobei er sich schon die Farben gedanklich zurecht legte. Vor seinem Auge entstand das nächste Werk.
So vertieft wie er es nun mal war, bemerkte er das Hindernis vor ihm nicht – aber um die Uhrzeit rechnete er auch nicht damit. Und so war es unvermeidlich, dass er in etwas hineinlief und es, durch das Stolpern mit sich riss.
Glücklicherweise landete dieses Hindernis auf ihn und als er dann realisierte, was dieses „Hindernis“ war, erkannte er eine junge Frau.

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Paloma García Àlvarez

Dieses Gefühl, wenn man kurz davor ist, sich wieder an etwas zu erinnern, aber es nicht partout nicht kommen wollte! Paloma biss sich auf die Lippen, kniff ihre Augen leicht zusammen und konzentrierte sich vollkommen auf ihre Gedanken. Sie hatte es gleich, es würde gleich kommen, nur noch eine Sekunde...
Plötzlich prallte etwas von rechts gegen sie und riss sie mit sich. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst und nahm jegliche Energie ihres erschrockenen Aufschreis, der somit mehr ein Keuchen als ein Quietschen war. Was zur Hölle!
Sie konnte sich nicht mehr abstützen und rechnete schon mit einem schmerzhaften Aufprall auf dem Boden, als sie überraschenderweise auf etwas Weichem landete. Etwas? Jemand! Sie realisierte, dass es ein Mann war, der unter ihr lag. Und sie lag auf ihm. Mitten im Park. Oh Gott. Peinlich.
Schnell rappelte sie sich auf, wollte sich mit den Händen auf dem Boden abstützen und erwischte dabei versehentlich den Arm des Mannes. Sofort nahm sie ihre Hand wieder weg, was zur Folge hatte, dass sie, statt aufzustehen, erneut auf ihn plumpste. Abermals stützte sie sich ab, dieses Mal tatsächlich auf dem Boden und rutschte endlich von dem Mann runter, auf den sie nun zum ersten Mal wirklich einen Blick werfen konnte. Er war groß, das fiel ihr sofort auf. Und kräftig, sehr muskulös.
Ihre Augen wanderten von seinem Oberkörper zu seinem Gesicht und betrachteten es. Er sah gut aus, das erkannte sie sofort. Er hatte wunderschöne Augen in bernsteinfarbenem Ton, in denen sie das Gefühl hatte zu versinken, je länger sie ihn anstarrte.
Bis ihr bewusst wurde, was sie da gerade tat und sofort weg sah. Sie rückte noch ein Stück von ihm ab und sagte dann schuldbewusst: "Bin ich gerade in dich reingerannt? Oh Gott, sorry!" So unachtsam, wie sie gewesen war, wusste sie nicht einmal, wer überhaupt Schuld an dem Zusammenstoß war und nahm einfach mal an, dass sie diejenige gewesen war, die ihn umgeräumt hatte.

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Jesco Valensa

Schmerzhaft verzog er das Gesicht, als er zu Boden prallte und die junge Frau auf ihm landete - Jesco stieß sich den Kopf und spürte schon jetzt das schmerzhafte Ziehen. Verdammt...Das hast du gut hinbekommen Jesco., fluchte er innerlich über seine eigene Unachtsamkeit, konnte jetzt nur hoffen, dass es dem Mädchen gut ging.
Sie schien sich aber gefangen zu haben, denn sie stützte sich auf seinen Arm ab und wollte aufstehen. Doch sie fiel erneut auf ihn und der Braunhaarige musste sich das Grinsen verkneifen. Als sie den nächsten Versuch startete, gab er ihr etwas Halt, indem seine großen Hände sie sanft nach oben drückten. Nachdem sie dann stand, tat er es ihr nach und rappelte sich auf.
Sein Blick traf ihren und er war fasziniert von der Schönheit, die hier vor ihm stand. Die dunklen Haare und die gebräunte Haut waren perfekt und dazu diese Augen... wow..., er musste schlucken, sie war wunderschön. Vor seinem geistigen Auge, stellte er sie sich in seinem Atelier vor, wie sie für ihn Modell stand. Das Bild sah er vor sich, es wäre genauso schön wie sie - eswäre perfekt.
Als er bemerkte, wie sie ihn anstarrte, musste er Grinsen und Grübchen bildeten sich in seinen Mundwinkeln. Doch plötzlich starrte sie weg, als würde es ihr dann doch unangenehm sein, was ihn erneut zum Lächeln brachte.
Ihre Entschuldigung brachte ihn aus seiner Faszination und der Schmerz kam wieder zurück. Vorsichtig strich er überweisen Hinterkopf, würde vermutlich nur eine Beule werden, aber dann doch nichts Schlimmes. Er hoffte nur, dass sie sich nicht verletzt hatte.
,,Schon okay, vermutlich sind wir beide schuld.", tat er mit einem freundlichen Lachen ab: ,,Ich hoffe, dir ist nichts passiert. Ich bin übrigens Jesco.", der junge Mann streckte ihr die Hand entgegen und wartete auf ihre Reaktion.

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Paloma García Àlvarez

Die Berührung des Mannes, als er ihr half, sich abzustützen, war nicht gerade nützlich, um ihre Fassung wieder zu gewinnen, während sie ihn anstarrte und er es ihr gleich tat. Das Grinsen, das sich daraufhin in seinem Gesicht bildete, ließ Grübchen entstehen und betonte seine männlichen Züge noch mehr. Er war wirklich eine beeindruckende Erscheinung.
Auch er stand mittlerweile wieder und strich über seinen Hinterkopf. Anscheinend schmerzte dieser vom Sturz und Paloma biss schuldbewusst auf ihre Unterlippe. Hatte sie denn wirklich nichts besseres zu tun als blind im Park rumzulaufen und attraktive Männer umzuräumen? Anscheinend ja nicht.
Glücklicherweise schien der junge Mann ihr nicht wütend zu sein, sondern gab ihm selbst eine Teilschuld. Auf seine Nachfrage hin sagte sie schnell: "Nein, mir ist nichts passiert. Ich... bin weich gelandet." Ein kleines, unsicheres Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. "Bei dir auch alles okay?" Er hatte immerhin den Boden intensiver betrachtete als sie.
Für sie unerwartet stellte sich der Mann plötzlich vor und streckte seine Hand aus. "Jesco... der Name passt zu ihm!", dachte sie unbewusst und ergriff seine Hand. "Ich bin Paloma. Tut mir wirklich leid, normalerweise laufe ich die Leute nicht wahllos über den Haufen. Ich war in Gedanken und..."
Wie ein Geistesblitz durchfuhr es sie. "Anklagepunkte! Man wollte verbindliche Vorschriften für die Formulierung von Anklagepunkten!" Wusste sie doch, dass es ihr wieder einfallen würde! Zufrieden mit sich selbst lächelte sie, bis ihr bewusst wurde, dass sie hier nicht allein war.
"Äh...", stammelte sie. "Das... ach, nicht wichtig. Vergiss es wieder." Konnte sie bitte jemand erschießen? "Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass ich abgelenkt war."

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Jesco Valensa

Jesco erwiderte ihren Blick und fragte sich gleichzeitig, was in diesem wunderschönem Wesen so vor sich ging. Unwillkürlich musste er grinsen, als sie sich auf die Unterlippe biss - eine Geste, die er bei Frauen sehr mochte... aber bei ihr sah es anders aus - gut anders. Erneut tauchte das Bild von ihr in seinem Atelier auf und umso mehr er daran dachte, desto faszinierter war er von dieser Idee.
Aber wenn er es sich recht überlegte, sollte er sie vorher vielleicht daten, als das er sie - eine völlig Fremde darum bitten würde, sie malen zu dürfen. Das würde ihn vielleicht als etwas verrückt darstellen.
Dennoch gefiel ihm schlichtweg der Gedanke, denn ihm war klar, egal wie er diese Schönheit darstellen würde, es würde nichts an ihrem Erscheinungsbild ändern. Besonders ihre grau-grünen Augen hatten es ihm angetan, denn sie stachen so wunderbar zwischen ihrer gebräunten Haut hinaus und innerlich seufzte er zufrieden - dieses Geschöpf war jetzt schon das Highlight seines Tages.
Als sie dann noch so unsicher lächelte, hatte der junge Mann des Gefühl, dass sich dieses Bild fest in seinen Verstand brannte: ,,Dann freut es mich, dass ich so wunderbar deinen Sturz abfangen konnte.", grinste er: ,,Ja, geht schon, werde mir wohl eine Beule holen, aber ich werde es wohl überleben. Hauptsache du hast dir nichts getan.", meinte er aufrichtig und schaute sich die junge Frau nochmal an - aber egal wie oft er suchte, einen Makel fand er nicht.
Paloma also..., innerlich wiederholte er den Namen immer wieder und er liebte den Klang, auch wenn er bei ihr schöner klang.
Plötzlich rief sie etwas von Anklagepunkten aus und Jesco legte den Kopf etwas schief. War sie Anwältin? Das kurze Bedürfnis dieses Mädchen genauer kennenzulernen, blitze in ihm auf, aber er unterdrückte es und hörte ihr weiter zu.
Paloma wirkte auf ihn sehr interessant, aber dennoch wirkte etwas an ihr anders - auch wenn er nicht wusste was es war.
Abgelenkt war sie also, wieder grinste er: ,,Kein Problem, dass war ich auch."

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Paloma García Àlvarez

"Das ist es nicht. Danke dafür, schätze ich." Solange es nur eine Beule und nichts Schlimmeres war, konnte sie mit ihrem schlechten Gewissen leben. Sie musste sowieso froh sein, dass er und nicht jemand Älteres im Weg gewesen war, ein Senior hätte sich sicherlich schwerer verletzt.
Bei ihrem Ausruf legte er seinen Kopf ein wenig schief, offenbar wusste er nicht, wovon sie sprach. Kein Wunder, es hatte ja auch keinen Sinn ergeben. Aber wenigstens war sie darauf gekommen.
Ein erneutes Grinsen zierte das Gesicht von Jesco und sie musste wieder fasziniert feststellen, wie gut es ihm stand. Ihre Augen wanderten zuerst über seine geschwungenen Lippen, die ausgeprägten Kieferknochen und die bernsteinfarbenen Augen, die im perfekten Einklang mit seinen hellbraunen Haaren standen, die leicht nach oben gestellt waren. Ob er wohl Gel benutzte? Am liebsten hätte sie ihn das gefragt, doch das wäre nicht sonderlich passend im Moment.
Ihr Blick fiel auf die Kopfhörer und seine Kleidung und sie fragte: "Warst du joggen?" Eine blöde Frage, eigentlich war es offensichtlich. Überhaupt schien er sehr sportlich zu sein, jedenfalls sagten ihr das seine Muskeln, die seinen Körper kräftig erscheinen ließen. Obwohl sie noch nie auf so Muskelpakete gestanden hatte, musste sie zugeben, dass es an ihm sehr gut aussah. Es war nicht übertrieben, sondern genau richtig.
Sie selbst würde ja niemals joggen gehen, sie hasste Sport über alles. Früher in der Schule war sie immer eine der Schlechtesten gewesen, die beim Ausdauerlauf immer als erste aufgegeben hatte. Aber sie verstand einfach den Sinn im Sport nicht. Klar, es war gesund, aber konnte man nicht auch gesund leben, indem man sich gut ernährte? Nicht, dass sie das täte, aber es wäre möglich, nicht?

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Jesco Valensa

Es fiel ihm schwer sich nicht auf etwas anderes zu konzentrieren, als auf die Schönheit dieser jungen Frau vor sich. Jesco könnte schwören, dass Paloma die faszienierende Frau war, die er seit Jahren gesehen hat.
Ihre Worte rissen ihn aus seinen Gedanken und erneut musste er grinsen: ,,Kein Problem."
Er war froh darüber, dass es ihr offensichtlich gut ging und er die kleine Frau nicht nicht arg verletzt hatte.
Erneut fing das Mädchen an ihn zu mustern. Der Braunhaarige mochte es, es sagte ihm nämlich,
dass sie ihn anscheinend interessant fand. Zumindest redete er sich das ein und innerlich hoffte er es.
,,Ja, ich war joggen. Schätze das hilft mir den Kopf etwas frei zu bekommen, wenn sich da oben wieder alles staut.", meinte er und zuckte leicht mit den breiten Schultern: ,,Und du? Warum bist du im Park?"
Während er auf ihre Antwort wartete, betrachtete er das Wesen vor sich erneut. Sein Blick schweifte von ihren Füßen, über die langen Beine, den schlanken Körper und zu ihrem wunderbaren Gesicht,
dass so perfekt im Einklang mit ihrer kompletten Erscheinung war. Ihre geschwungenen Lippen hielten ihn fest und erst diese Augen - die ließen ihn in einem grau-grünen See ertrinken.

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Paloma García Àlvarez

Nicht nur sie musterte ihn ausgiebig, auch sein intensiver Blick lag auf ihr, das war ihr nur zu bewusst. Ob sie sich deshalb unwohl fühlen sollte, da war sie sich nicht sicher. Es war nicht so, als würde er sie anzüglich begaffen, seine Augen wanderten lediglich über ihren Körper, als wolle er jeden Millimeter in seinem Kopf abspeichern. Er war in keinster Weise aufdringlich, sondern blieb sogar nach dem Zusammenstoß freundlich, wovon sie positiv überrascht war. Andere hätten sich darüber sicherlich maßlos aufgeregt und nur einen blöden Kommentar übrig gehabt.
Und da er ihr überaus sympathisch war, ließ sie sich auch auf den Smalltalk ein, obwohl in ihrem Hinterkopf der Gedanke umherspukte, dass jede Minute, die sie hier verbrachte, eine Minute war, in der sie nicht lernen konnte. Entschlossen schob sie das schlechte Gewissen, das sich dabei ausbreiten wollte, beiseite und konzentrierte sich auf ihr Gegenüber, das auf alle Fälle interessanter als ihr Lernstoff war.
"Respekt!", meinte sie ehrlich. "Bei mir würde das nicht zu einem freien Kopf führen, sondern höchstens zu einem komatösen Zustand." Sie grinste leicht und sah Jesco offen an. "Ich komme gerade von den Vorlesungen und bin auf den Weg nach Hause. Lernen ist angesagt." Bei dem Gedanken an ihre kalte Wohnung, wo sie den ganzen restlichen Tag nur lernend verbringen würde, musste sie innerlich seufzen. Es machte ihr generell nichts, dass sie kaum Freizeit hatte und nur wenig mit ihren Freunden unternahm, immerhin arbeitete sie dafür, dass sie sich das eines Tages auch wirklich erlauben konnte. Hier und jetzt aber wünschte sie, wenigstens ein paar Tage zu haben, an denen sie sich austoben konnte. Manchmal kam sie sich vor, als wäre sie in ihrem Zimmer vom Rest der Welt abgeschottet. Aber ändern konnte sie es doch eh nicht, warum also darüber lamentieren?
Ein Gedanke durchfuhr sie. Was wäre, wenn...? Nein. Oder doch? Zögernd wägte sie Pro und Contra ab. Sofort fielen ihr einige Punkte dagegen ein und entgegen jeder Vernunft entschied sie sich dennoch dafür. Später würde sie es bereuen und sich dafür hassen, jetzt jedoch erschien es ihr als das Sinnvollste, das sie tun konnte.
"Ach, so wichtig ist das Lernen eigentlich nicht. Das kann warten. Hast du heute schon was vor?" Dass sie es so schnell bereuen würde, war ihr nicht klar gewesen. Shit, hatte sie ihn gerade ernsthaft gefragt, ob er etwas mit ihr machen wollte? War das nicht eine totale Anmache? Oder war es normal, fremde Leute nach einem Treffen zu fragen? Glich es einem Date? Oder lediglich einem freundschaftlichen Kennenlernen? Sie wusste es nicht, zu selten unternahm sie etwas mit Freunden oder Bekannten, um das einschätzen zu können. Verdammt, ihr Sozialleben war echt erbärmlich.
Abgesehen davon wusste sie ja auch nicht, ob er sie überhaupt kennenlernen wollte oder sie einfach nur lächerlich fand. Was, wenn er aber zu freundlich wäre, abzulehnen, obwohl er absolut keine Lust dazu hatte? In diesem Fall würde sie sich wirklich unwohl fühlen, denn sie wollte niemand sein, der sich anderen gegen deren Willen aufdrängte, dabei käme sie sich wie das kleine, lästige Anhängsel vor, das sich an jeden klammert.
Unsicher geworden fügte sie hinzu: "Sorry, blöde Frage. Wir kennen uns nicht, also kein Problem, wenn du nicht willst. Ich glaube, ich muss doch lernen. Total viel Stoff heute. Nicht, dass ich nicht könnte, wenn du doch willst, aber..." Sie schloss peinlich berührt ihren Mund, bevor noch mehr Unsinn aus ihr herauskam. Was er jetzt von ihr dachte, wollte sie lieber gar nicht wissen.